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China kündigt »Weltwährung« an

Michael Snyder

 

China hat keine Lust mehr, noch sehr viel länger in einer Welt zu leben, die vom US-Dollar dominiert wird. Nicht erst seit gestern fordert die chinesische Führung, dass der Dollar als globale Leitwährung abgelöst wird, aber bislang hatte sie sich nicht detaillierter dazu geäußert, was an die Stelle des Dollar treten soll.

 

 

 

Viele Beobachter gingen davon aus, dass China einfach eine neue internationale Währung einführen wolle. Aber was, wenn die Chinesen etwas ganz anderes planen? Was, wenn es stets ihr Ziel gewesen ist, dass ihre Währung, der Renminbi, zur wichtigsten Währung weltweit aufsteigt? Was ich Ihnen gleich zeigen werde, ist schon ziemlich verblüffend, sollte aber eigentlich keine Überraschung sein, denn wenn es um Wirtschaft und Finanzen ging, haben die Chinesen seit jeher Schach gespielt, während die westliche Welt Dame spielte.

 

Leider nähert sich nun der Moment des Schachmatts. Vor einigen Tagen kam mir ein hervorragender Artikel von Simon Black unter, und was er zu sagen hatte, war der Hammer:

»Kürzlich war ich in Bangkok. Als ich auf der Schnellstraße vom Flughafen in die Stadt fuhr, kam ich an einem großen Werbeplakat vorbei – und das haute mich fast aus den Schuhen. Das Plakat war von der Bank of China und darauf stand: RMB: Neue Wahl – die Weltwährung. [›RMB‹ ist das Währungskürzel für den Renminbi] Ich finde das schon sehr bedeutsam, schließlich gehören mehr als 70 Prozent der Bank of China der Regierung der Volksrepublik China. Plakate wie diese bedeuten, dass China seine Währung im Ausland bewirbt. Jeder, der an einem der geschäftigsten Flughäfen der Welt landet, sieht das. Sie wissen, dass die Zukunft ihnen gehört, und sie geben damit an.«

Dass China im Kommen ist, weiß jeder. Und praktisch jeder ging bislang davon aus, dass die chinesische Währung schon bald im internationalen Handel eine zentralere Rolle spielen wird.

 

Aber in den vergangenen Jahren haben sich die Dinge so schnell entwickelt, dass weite Teile der Finanzwelt inzwischen überzeugt davon sind, dass der Renminbi den Dollar irgendwann als globale Leitwährung ablösen wird. Hier ein Auszug aus einem Artikel auf CNBC:

»Die streng kontrollierte chinesische Währung, der Renminbi, wird nach Meinung institutioneller Anleger irgendwann den US-Dollar als internationale Leitwährung ablösen.

State Street und die Economist Intelligence Unit haben am Donnerstag eine Umfrage unter 200 institutionellen Anlegern veröffentlicht, darunter 100 mit Sitz in China und 100 außerhalb Chinas. Dem Umfrageergebnis zufolge glauben 53 Prozent der Investoren, dass der Renminbi am US-Dollar vorbeiziehen wird, was die Bedeutung als globale Leitwährung anbelangt.

Innerhalb Chinas war der Optimismus größer. Dort sahen 62 Prozent der Befragten eine Welt, in der der Redback, wie die chinesische Währung in Anspielung auf den Spitznamen Greenback des US-Dollars auch genannt wird, eine dominante Rolle spielt. Außerhalb Chinas stimmten 43 Prozent zu.«

Zweifelsohne erleben wir gerade den Auftakt einer gewaltigen Umwälzung. Hier noch ein Auszug aus einer aktuellen Reuters-Meldung:

»Im November stieg der chinesische Renminbi in die Top Five der globalen Zahlungswährungen auf und zog am kanadischen und am australischen Dollar vorbei, wie Swift am Mittwoch mitteilte. Swift wickelt die globalen Transaktionen Tausender Kreditinstitute ab.«

Über Nacht wird der Dollar nicht abgelöst, aber die Dinge sind im Wandel. Es ist natürlich so, dass sich die Chinesen seit Langem darauf vorbereiten. Peking weigert sich, offenzulegen, wie groß die chinesischen Goldreserven tatsächlich sind, aber jeder weiß, dass es gewaltige Mengen angehäuft hat. Und selbst wenn es offiziell den Renminbi nicht mit Gold stützt, werden die gewaltigen Goldreserven des Landes dem Rest der Welt doch sehr viel Vertrauen in die chinesische Währung geben. Wenn Sie mir nicht glauben, dann vielleicht Alan Greenspan?

»Alan Greenspan, der fast zwei Jahrzehnte die amerikanische Notenbank geleitet hat, schrieb kürzlich einen Kommentar für [die amerikanische Denkfabrik] Council on Foreign Relations, in dem er sich mit Gold und der möglichen Rolle des Edelmetalls für China befasste, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

In seinem Artikel schreibt er: Selbst wenn China nur einen vergleichsweise bescheidenen Anteil Devisenreserven in Höhe von 4000 Mrd. Dollar in Gold umwandelt, könnte dies der Landeswährung im heutigen internationalen Finanzsystem unerwartete Stärke bescheren.«

Die Chinesen haben zudem gewaltige Mengen an amerikanischen Schulden aufgekauft. Aktuell halten die Chinesen schätzungsweise 1300 Mrd. Dollar an amerikanischen Verbindlichkeiten, was ihnen sehr viel Macht über die US-Währung und das Finanzsystem Amerikas einräumt.

 

Sollten die Chinesen eines Tages danach streben, das Vertrauen in den US-Dollar und das amerikanische Finanzsystem zu untergraben, stünde ihnen jede Menge Munition zur Verfügung. Und es sind nicht nur all die Schulden, die China dermaßen viel Druckpotenzial in die Hand geben.

 

In den vergangenen Jahren haben die Chinesen in den Vereinigten Staaten eine atemberaubende Shoppingtour hingelegt und Immobilien, Firmen und Energieaktiva eingekauft. Einen kleinen Einblick dessen gibt das unten eingebettete YouTube-Video.

 

Was die Kaufkraft anbelangt, hat die chinesische Volkswirtschaft die amerikanische bereits überholt. Unterdessen mehren sich die Anzeichen, dass der US-Wirtschaft Probleme ins Haus stehen. Für meinen Geschmack sehr gut formuliert hat es Brandon Smith kürzlich:

»2015 ist gerade einmal zwei Monate alt und schon jetzt ist es das Jahr mit den größten wirtschaftlichen Schwankungen seit 2008/2009. Innerhalb weniger Monate sind die Ölmärkte um rund 50 Prozent eingebrochen (so wie es die US-Notenbank zum Ende des dritten Quartals hin prognostiziert hat, was dafür spricht, dass ungedecktes Geld dazu gedient hatte, die rückläufige Nachfrage zu übertünchen), der Baltic Dry Index hat seit Neujahr 30 Prozent verloren, dann kamen die Schweizer mit ihrer Währungsüberraschung, die Griechen drohen mit dem Ausstieg aus der EU (und jetzt drohen die griechischen Bürger mit gewaltsamen Protesten angesichts der vier Monate Aufschub), und wie sich der neunmonatige Hafenstreik an der US-Westküste ausgewirkt hat, lässt sich noch nicht quantifizieren. Das ist nicht nur eine flüchtige Momentaufnahme eines schlechten ersten Quartals, es ist ein Indikator dafür, wie es weitergeht.«

Damit nicht genug: Auch die Lage in Europa sieht weiterhin ziemlich trübe aus. Vor gefühlten Ewigkeiten haben viele Experten erwartet, dass der Euro den US-Dollar irgendwann als globale Leitwährung ersetzen wird, aber daraus wurde nichts. In den vergangenen Monaten ist der Euro richtig in den Keller gerauscht. Am Mittwoch stand er so schlecht zum Dollar wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr:

»Der Euro sei mit 1,1072 Dollar aus dem Handel gegangen, ein Minus von 0,9 Prozent und unterhalb eines wichtigen Unterstützungsniveaus, sagte Sutton. Zwischenzeitlich war der Euro auf bis zu 1,1066 Dollar gesunken, der niedrigste Stand seit September 2003, wie aus Daten von Thomson Reuters hervorgeht. Gegenüber dem Yen sank der Euro auf den niedrigsten Stand seit einem Monat. Gegenüber dem Dollar blieb der Yen unverändert bei 119,72 Yen für einen Dollar.«

Die USA und Europa sind weiterhin angeschlagen, da will China eine deutlich wichtigere Rolle auf der Weltbühne spielen. Wie die Plakatwand in Thailand zeigt, sind die Chinesen absolut bereit, sich der Aufgabe zu stellen. Führt der Weg in die Zukunft also über die chinesische Währung?