Strophantin

Newsletter

Clicky

Bayer übernimmt Monsanto, der Name wird „versenkt“ und die „Tricks“gehen weiter?

 

Es scheint also jetzt aktenkundig zu sein: die Firma Bayer „schluckt“ die Firma Monsanto für den stolzen Preis von 63 Milliarden USD. Damit wird Bayer der weltgrößte Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Als gute Nachricht würde ich das NICHT bezeichnen!

Laut „Süddeutsche Zeitung“ (sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022) wird es den Namen „Monsanto“ bald nicht mehr geben. Bayer hatte dies bereits offiziell angekündigt. Wie es scheint, ist dieser Name selbst für eine Firma wie Bayer eine Belastung, obwohl Bayer selbst auch keine allzu glorreiche Vergangenheit aufzuweisen hat. Und sie scheinen selbst auch Meister in Sachen Imagepflege durch Namensänderung zu sein.

Denn vor Bayer gab es die berühmt-berüchtigte IG-Farben, der während der Nazizeit weltweit größte Chemiekonzern. Dieser Konzern ist berüchtigt durch seine Kooperation mit dem Nationalsozialismus. Diese Kooperation beinhaltete die Beschäftigung von Zwangsarbeitern, Menschenversuchen und sogar der Errichtung eines privaten, firmeneigenen Konzentrationslagers (KZ Auschwitz III Monowitz).

 

Etiketten-Schwindel hat Tradition

Nach dem Krieg wurde IG-Farben offiziell „zerschlagen“, obwohl die Firma offiziell bis zum März 2012 noch an der Börse notiert war. Die sogenannte „Zerschlagung“ bestand darin, IG-Farben wieder in seine ursprünglichen Bestandteile zurückzuführen, das heißt, die Firmen, die als IG-Farben fusionierten, wieder neu entstehen zu lassen. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von sehr bekannten Namen, wie zum Beispiel Agfa, BASF, Cassela Farbwerke, Hoechst AG, Dynamit AG und besagte Bayer AG (und noch einige andere).

Natürlich stellt sich hier sofort die Frage, wenn IG-Farben wieder in seine „Bestandteile“ aufgelöst worden war, warum konnte das Unternehmen dem Namen nach noch bis 2012 existieren? Die Antwort dazu kommt von Wikipedia und ist nicht überraschend (überraschend ist hier nur, dass Wikipedia diese unangenehme Wahrheit zum Besten gibt):

Das Weiterbestehen der I. G. Farben erlaubte auch den daraus hervorgegangenen Chemieunternehmen, die Verantwortung für die während der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen weitgehend auszuklammern und dazu auf die I. G. Farbenindustrie AG i. A. zu verweisen.

Mit diesem Trick haben also Bayer und die anderen Partner erfolgreich die eigene fragwürdige Vergangenheit abgeschüttelt und erstrahlen jetzt im neuen Glanz.

Heute wird das Label „Monsanto“ überklebt

Und mit einem ähnlich gelagerten Trick wird Bayer den unseligen Monsanto-Namen ebenfalls in die Vergangenheit schicken, was aber nicht bedeutet, dass deren Produkte ebenfalls auf dem Abfallhaufen der Geschichte landen. Im Gegenteil! Denn die Fusion ist nicht erfolgt, um Monsanto den Garaus zu machen, sondern weil Monsanto höchst interessante Produkte hat, deren man gerne habhaft werden möchte. Und die hat die Firma Bayer jetzt und muss sich danach um die Imagepflege kümmern.

Zahlen-Akrobatik vertuscht Tatsachen

Und so wird dann auch getrickst, wenn es um das umstrittene Glyphosat geht. Hauptkritikpunkt ist in den Diskussionen immer wieder die kanzerogene Potenz des Herbizids. Um dieses Argument zu entschärfen, verrannte sich Werner Baumann in abenteuerliche Zahlen. Der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG hatte behauptet, 800 Studien bewiesen, dass Monsantos Roundup nicht krebserregend sei. Die Zahl ging auch in Bayers Zwischenbericht zum 2. Quartal 2018 ein und kursiert seither durch die internationale Presselandschaft (quartalsbericht-2018-q2.bayer.de/serviceseiten/suche.php?q=glyphosat&pageID=37479).

Ob die genannten Studien tatsächlich einen Beleg für die Entwarnung geben, wollten taz-Redakteure wissen und baten den Konzern um Quellenangaben. Von Pressesprecher Utz Klages erhielt das Blatt 1000 Hinweise auf Arbeiten, von denen die meisten das Thema Krebs gar nicht behandeln. Von der taz darauf angesprochen, relativierte Klages die Bayer-Position: plötzlich schmolz die Zahl auf 100 Studien. Die Arbeiten wären die Grundlage für die Bewertung durch die Environmental Protection Agency (EPA). Allerdings heißt das nicht, dass alle diese Studien sich auch mit Krebs befassen. Fast schon logisch ist daher, dass Bayers Pressesprecher auch keine Literaturliste vorlegen konnte oder wollte. Prof. Christopher Portier, der das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in der Glyphosat-Frage beriet, nennt 50 Studien, die das Thema Krebs und Glyphosat zum Inhalt haben. Doch diese Arbeiten negieren das Krebs-Risiko nicht durchweg, einige können auch gegenteilig ausgelegt werden (http://taz.de/Glyphosat-Studien-und-Krebs/).

Falsche Zahlen und ausgetauschte Label ändern keine Fakten

Laut Natural News gibt es schon gar keinen Grund zur Freude. Monsanto und seine Produkte werden umetikettiert zu einem Teil der „Bayer-Familie“. Diese Umbenennung ändert aber nichts an der toxischen Potenz der Produkte wie Roundup, seinem Inhaltsstoff Glyphosat und den GMO-Produkten. Für Natural News ist klar, dass Bayer „das toxische Erbe und die Verachtung menschlichen Lebens“ von Monsanto aufrechterhalten will und wird, und dass man sich vor dem, was als Nächstes auf uns zukommt, fürchten muss.

Und diese Furcht ist vollkommen berechtigt, denn laut Natural News scheint Bayer mit sich im Reinen zu sein, wenn es um die eigene Vergangenheit im NS-System geht. Neben Zwangsarbeit und Konzentrationslagern hat es auch Menschenversuche gegeben, an denen IG-Farben/Bayer beteiligt war. Überlebende, die die Firma zur Verantwortung gezogen sehen wollen, werden von Bayer mit genau der Phrase abgetan, die ich bereits weiter oben aus Wikipedia zitiert habe: Das war nicht Bayer, sondern IG-Farben. Und mit denen haben wir nichts zu tun, denn der Name Bayer hat zwischen 1925 und 1952 überhaupt nicht existiert – so die „Ausrede“ von Bayer diesbezüglich.

Wenn Vergangenheit und Zukunft identisch sind

Dieser Mangel an Verantwortungsbewusstsein, der die grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit als Geschichte und für die eigene Praxis als irrelevant klassifiziert, ist mehr als nur ein Indiz dafür, dass das, was früher war, in der Zukunft unter anderen Prämissen fortgesetzt wird.

Ich gehe davon aus, dass die Firma keine Probleme haben wird, ihre neuen Produkte über Schnellzulassungen auf den Markt zu drücken und dann mithilfe eines entsprechenden „Marketings“ einen breiten Einsatz durchzusetzen, der dann das leistet, was teure und aufwändige Sicherheits- und Verträglichkeitsstudien „bewiesen“ haben – oder beweisen sollen?

Falls dann doch böse Überraschungen auftreten sollten, dann sollte zumindest gewährleistet sein, dass man die Unkosten und ein bisschen mehr über den Verkauf wieder egalisiert hat. Natürlich sprechen wir hier nicht von irgendwas, sondern von Menschenleben. Die Geschichte hat doch zeigen können, das zeigt die Haltung dieser Firmen zu diesen Dingen in der Gegenwart, und die logische Verlängerung für die Zukunft wird genau diese Einstellung und entsprechende Ergebnisse für uns bereithalten. Na? Satz verstanden? Stimmt, der ist nicht ganz korrekt — dafür habe ich einen Grund, den sich langjährige Leserinnen und Leser denken können…

Zum Thema: Entsprechende Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, die dies eindrucksvoll belegen, sind die ganzen Medizinskandale, denen diese Einstellung zugrunde liegt: ValproinsäureAvandiaVioxxLipobayKoate, Contergan und so weiter.

Wie viele Menschenversuche dürfen hier eigentlich noch laufen, bevor die Masse der Patienten endlich mal aufwacht?

Dass es sich hier nicht um merkwürdige Fragen handelt, wo doch diese Gräueltaten der Vergangenheit auf allgemeine Ablehnung stoßen, zeigt der Umgang mit den Verantwortlichen von IG-Farben.

Hermann Schmitz war Vorstandsvorsitzender bei IG-Farben. Er war Mitglied der NSDAP. Nach dem Krieg wurde er zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und nach einem Jahr entlassen. Danach war er Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Rheinstahl-Rheinische Stahlwerke.

Ein weiterer leitender Angestellter war Carl Krauch, der wegen Versklavung von KZ-Häftlingen zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, aber vorzeitig entlassen wurde. Danach war er Aufsichtsratsmitglied der Chemischen Werke Hüls AG.

Heinrich Bütefisch war ebenfalls Vorstandsmitglied der IG-Farben und wurde ebenfalls als Kriegsverbrecher nach dem Krieg wegen Versklavung von Zwangsarbeitern verurteilt. Auch er wurde, wie viele andere, vorzeitig aus der Haft entlassen. Danach war er wieder Aufsichtsratsmitglied bei einer Reihe von Firmen, wie der „Ruhrchemie AG, des Mineralölunternehmens Gasolin AG und der Feldmühle“ (Wikipedia). Ihm wurde 1964 sogar das Große Bundesverdienstkreuz verliehen, was er aber wieder zurückgeben musste, da seine nationalsozialistische Vergangenheit erst nach der Verleihung bekannt wurde. Aha, haben es also doch welche gemerkt?

Fazit

Wie es aussieht, wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit nur mit einer leichten Ohrfeige bestraft, solange der Übeltäter in der chemischen oder pharmazeutischen Industrie ansässig war. Nachdem der Schmerz der Ohrfeige nachgelassen hatte, wurden diese Gestalten wieder reaktiviert und kamen zu Amt und Ehren mit den entsprechenden Bezügen.

Heute sind diese Leute bereits verstorben, die meisten in einem relativ hohen Alter. Nicht gestorben sind anscheinend ihr menschenverachtendes Gedankengut und Einstellung, mit dem hier Geschäfte getätigt werden. Während Kriegsverbrecher mit Bundesverdienstkreuzen geehrt werden, dürfen ihre Opfer zusehen, wie sie mit den körperlichen und psychischen Schäden zurechtkommen, die sie diesen Ungeheuern zu verdanken haben – wenn sie denn überhaupt überlebt haben.

Bedeutet das für die Zukunft, dass die zukünftigen Opfer von „wissenschaftlich“ getesteten, chemischen und pharmazeutischen Produkten exakt das gleiche Schicksal erleiden werden?

Fazit vom Fazit: Im Westen nichts Neues?