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Vitamine und Mineralstoffe – Aktuelle Empfehlungen

Neue Leitlinien aus Amerika - kurzer Prozess mit Vitaminen und Mineralstoffen Seit letzten März gibt es neue Leitlinien zur Vitamin- und Mineralstoff-Supplementation – in den USA. Aber auch hierzulande scheinen diese neuen „Verordnungen“ nicht spurlos verklungen zu sein. Denn es gibt hier eine Resonanz, die positiver nicht sein könnte.

„MedScape Deutschland“ veröffentlichte einen Artikel zu diesem Thema. Die Autorin freut sich über die amerikanischen Empfehlungen, „die an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig“ lassen.  Und auch „hochkarätige“ Wissenschaftler hierzulande „begrüßen (guten Tag?) die Leitlinien sehr“; so die Reaktion der Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Medizin in der Onkologie (Sachen gibt’s) bei der Deutschen Krebsgesellschaft.  Aber was wird hier so deutlich empfohlen und begrüßt?

Nahrungsergaenzung

 

Vitamine in den USA – erster Streich

In dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten suchte man verzweifelt, wurde dann aber nicht fündig, wenn es darum ging, bei „Multivitamin-Supplementierung, einer Supplementierung mit individuellen Vitaminen oder Mineralstoffen oder Kombinationspräparaten zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos und des Krebsrisikos“ einen entsprechenden Nutzen zu finden. Damit wäre endlich bewiesen, dass Vitamine nichts taugen und abgeschafft sein sollten. Ich habe dazu eine ähnliche Studie inszeniert, bei der festgestellt werden soll, ob Vitamine gegen abstehende Ohren wirksam sind. Leider war das Ergebnis negativ, so dass auch ich zu dem Schluss komme, dass Vitamine völlig nutzlos sind.

Dann zielen die hochkarätigen Forscher der Schulmedizin auf bestimmte Vitamine: Beta-Carotin und Vitamin E. Die beiden können nicht nur nicht das kardiovaskulären Risiko, das Krebsrisiko und das Risiko von abstehenden Ohren senken, sondern sind zudem so hinterhältig, zu „einem erhöhten Lungenkrebsrisiko und erhöhter Mortalität bei Rauchern, speziell bei schweren Rauchern und bei Menschen, die Asbest ausgesetzt sind “ zu führen.

Oh ha… da muss man sich die Frage stellen: Warum sind die beiden Vitamine so bedenklich, nur weil Raucher und Asbestgeschädigte ein höheres Risiko für Lungenkrebs haben? Oder anders: Ohne Vitamine kann man lustig drauf los rauchen und Asbest ist auch kein Thema mehr?

So hirnrissig diese Aussagen und Schlussfolgerungen sind, so hirnrissig wurden auch die Studien durchgeführt, die selbiges beweisen sollten. Die Karikierung mit den abstehenden Ohren und der (erfundenen) Studie, die nichts hat beweisen können, ist nicht weit entfernt von der Realität, wie die Schulmedizin ihre Studien durchführt. Denn die Studien, die den Beweis für die krebsfördernden Eigenschaften von Beta-Carotin erbracht haben sollen, waren mit nur dieser einen Substanz durchgeführt worden.

Es liegt sogar die Vermutung nahe, dass hier vermehrt synthetisches Vitamin zum Einsatz gekommen ist. Weiter kann man hier bemängeln, dass die konzentrierte Einnahme von nur Beta-Carotin wohl kaum eine natürliche Form der Ernährung widerspiegelt. Denn eine natürliche Aufnahme von Carotinen beinhaltet nicht nur einen Vertreter, sondern alle 600 Varianten, wie sie zum Beispiel in einer Möhre vorkommen (sollen).

Und dann gibt es noch die Studien, die das genaue Gegenteil beweisen, wie zum Beispiel http://lowvision.preventblindness.org/health-and-nutrition/beta-carotene-and-smoking: Diese Studie kritisiert die ältere Studie, die den Zusammenhang zwischen Beta-Carotin und Rauchen gesehen haben will und auf die die Leitlinien-Cowboys Bezug nehmen, dass diese Studie wieder einmal die Zusammenhänge und Interaktionen zwischen verschiedenen Vitaminen außer Acht gelassen habe und somit notwendigerweise zu einem falschen Ergebnis kommen musste.

Und inzwischen gibt es sogar Meta-Analysen, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen: Dietary Flavonoid Intake and Smoking-Related Cancer Risk: A Meta-Analysis.

Mehr zu diesem Thema unter:

Ähnlich desaströs sehen die Studien aus, die beweisen wollen, dass das Vitamin E ungesund sein soll. Hier wurde das physiologisch nicht so günstige alpha-Tocopherol untersucht, das nur einen Teil der Varianten aus der Vitamin-E-Familie ausmacht. Viel günstiger sind für den Organismus die gamma-Vitamin E und delta-Vitamin Varianten. Und wer natürliches Vitamin E zu sich nimmt, der wird auch hier die ganze Palette einnehmen und nicht nur mit einer Variante abgespeist werden. Natur schlägt (wieder einmal) Chemie.

Vitamine in den United States of Deutschland – zweiter Streich

Jemand von der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) kommt auch noch zu Wort und erklärt: „Deutschland ist kein Vitaminmangelland“. Das Ganze steht unter der Unter-Überschrift „Unterschreiten der Referenzwerte heißt nicht automatisch Vitaminmangel“.

Wofür habe ich dann eigentlich Referenzwerte oder Grenzwerte, wenn eine Unterschreitung keinen Mangel bedeutet? Wenn ich also die (ohnehin viel zu niedrig) angesetzten Werte noch einmal unterschreite, dann ist es nur der Definition der DGE zu verdanken, dass ich keinen Vitaminmangel habe. Ein HOCH auf die „evidenzbasierte Wissenschaft“! Oder sollte ich lieber evidenzblasiert schreiben?

Anmerkung: Ich weiß, dass einige Leser meinen “schwarzen” Humor gar nicht schätzen. Einige finden das “unwissenschaftlich”. Andere schreiben mir, dass sie diese Informationen gerne an Freunde senden würden, aber wegen meiner “Darstellungsart” dies nicht tun. Ich weiß, dass mit mir manchmal die Gäule durchgehen. Ich bin aber auch nicht die Tagesschau (da hören Sie solche Fachinformationen sowieso nicht) und auch kein “Wissenschaftsjournal”, ich will es auch nicht sein. Denn wenn Sie lieber Wissenschaftsjournale lesen, brauchen Sie meine Meinung nicht. Ich versuche diese Informationen anhand der Praxiserfahrungen (inklusive meiner persönlichen Meinung) verständlich darzustellen…

Zurück zu den Vitaminen und Mineralstoffen. Also wann habe ich denn endlich einen Mangel? Auch hierfür gibt es eine Antwort:

Zwischen dem errechneten Unterschreiten eines Referenzwerts und einem durch biochemische bzw. klinische Parameter festzustellenden nicht gedeckten Bedarf sowie einem mit Symptomen und Funktionsstörungen einhergehenden Vitaminmangel liegt eine mehr oder weniger große Spanne in der Nährstoffzufuhrmenge.

Da frage ich mich, was für eine Luxus-Wissenschaft ist das, die Referenzwerte von „biochemischen beziehungsweise klinischen Parametern“ trennt. Damit kommt zum Ausdruck, dass die ganze Grenzwertbestimmung nichts als Beschäftigungstherapie ist, die mit der Klinik (= Realität) nichts zu tun hat, beziehungsweise „eine mehr oder weniger große Spanne“ von dieser entfernt liegt.

Die Vitamine bei der Deutschen Gesellschaft gegen Ernährung – dritter Streich

Die DGE springt voll auf den amerikanischen Zug auf und rät dringendst von einer Supplementierung ab:

Dem fehlenden Nutzen steht das Risiko durch zu hohe, gesundheitlich bedenkliche Zufuhren gegenüber, wenn hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt werden.

Da frage ich mich (schon wieder!), wie viele Medikamente es gibt, die keinen Nutzen haben, aber wo kein Schreiber einen Finger rührt, um vor diesen nutzlosen und oft nebenwirkungsreichen Substanzen zu warnen? Wie viele Tote hat es unter Avandia, Vioxx etc. gegeben und wie viele unter der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?

Aber die DGE hat einen Lösungsvorschlag:

Davon abgesehen empfiehlt die DGE neben ausgewogener und vielfältiger Nahrung mit viel frischem Obst und Gemüse der Gesamtbevölkerung lediglich die Verwendung von jodiertem und fluoridiertem Speisesalz.

Auch hier habe ich Fragen über Fragen. Woher nehme ich frisches Obst und Gemüse, wenn das aus Übersee oder den Mittelmeerländern kommt? Muss ich jetzt jeden Mittag nach Süd-Italien fahren, um frische Zitronen zu falten? Was wir hier als „frisch“ und „gesund“ aufgetischt bekommen, das klingt mehr nach Legoland-Märchen und ist „eine mehr oder weniger große Spanne“ von der Realität entfernt – ganz wie die Grenzwerte der DGE von der klinischen Realität (siehe auch mein Beitrag: Billige Nahrungsmittel teuer bezahlt). Und woher die Empfehlung für fluoridiertes Speisesalz jetzt herkommt, ist mir wirklich ein Rätsel. Vielleicht als billiger, trostloser Ersatz für eine Fluoridierung des Trinkwassers, wovon die Amerikaner ja bekanntlich so viel halten. Und ich dachte immer, dass Fluor ein potentes Nervengift ist, dem man am besten ausweichen sollte. Warum man uns Fluor aufs Auge drückt beziehungsweise aufs Gebiss, versuche ich unter anderem hier zu beschreiben: Fluor – Fluorid und Fluoridierung (kurzer Hinweis: ich meide Fluor wie die Pest).

Fazit

Ich denke, dass die Verdammung von zum Beispiel Fluor im Trinkwasser, in den Zahnpasten oder Speisesalz ein lohnendes Projekt wäre, das im Moment per Leitlinien jedoch gegen Nahrungsergänzungsmittel zur Durchführung kommt. Aber statt vor Fluor und anderen gefährlichen Stoffe zu warnen, hat man sich die Konkurrenz zur chemischen und pharmazeutischen Industrie vorgeknöpft. Wer die wenigen Komplikationen unter Nahrungsergänzungsmitteln (die es zweifellos gibt), zum Anlass nimmt, vor diesen unterschiedslos nachhaltig zu warnen, aber gleichzeitig über vehemente Probleme bei Medikamenten schweigt und diese ignoriert, der sieht den Balken vor dem eigenen Hirn nicht, dafür aber den Splitter im Auge des Nachbarn.