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Unglaublich: Neue EU Verordnung für Tierarzneimittel

von René Graeber

Um es gleich vorweg zu nehmen: Unglaublich ist die folgende Nachricht für mich gar nicht, sondern nur eine logische Konsequenz dessen, was „die Pharmaindustrie“ seit Jahrzehnten versucht: nämlich die „kleinen“ Naturheilmittel-Hersteller und die Homöopathie vom Markt verschwinden zu lassen.

Und noch etwas gleich vorweg: Diesmal fordere ich Sie nicht nur zu einem Kommentar auf, sondern vor allem dazu, eine Petition mitzuzeichnen, die an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags gerichtet ist:

https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/
_2015/_10/_28/Petition_61871.html

Falls Sie in Eile sind: Klicken Sie den obigen Link an, geben Sie ihre Daten an. Ganz wichtig: Sie erhalten eine E-Mail, in der Sie einen Link finden, den Sie noch durch anklicken bestätigen müssen. Erst dann wird ihre Stimme auch gezählt!

 

So, jetzt aber zum Thema und um was es geht: Es gibt eine neue Verordnung, die die Zulassungsbedingungen für Tierarzneimittel regeln soll. Die gute Nachricht ist, dass diese Verordnung noch nicht in Kraft getreten ist, alldieweil sie noch nicht beschlossen wurde. Die Verordnung liegt bislang „nur“ als Vorschlag vor.

Wenn Sie Lust haben, sich dieses oder eines der kommenden Wochenende zu verderben, dann können Sie unter 

http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2014/DE/1-2014-558-DE-F1-1.Pdf 

ein 119 Seiten langes Dokument bürokratischer Akribie bewundern, in dem der Angriff auf die alternativen Behandlungsformen bei Tieren dargelegt wird. Und wie schon bei anderen Gelegenheiten werden gleich zu Beginn gute Absichten angepriesen: Man will den unseligen Trend bei den Antibiotika-Resistenzen bekämpfen. Da wird wohl niemand Einwände vorbringen wollen, oder?

Nachdem man mit seinem „Ja“ zum Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen im EU-Verordnungsboot sitzt, kommt der nächste Streich, der zu einem weiteren „Ja“ auffordert: Die Unterscheidung von Human- und Veterinärarzneimitteln. Auch hier fragt man sich sofort, warum man das Offensichtliche nochmals so offensichtlich betont? Der Grund scheint darin zu liegen, dass in Deutschland (zumindest) pflanzliche und homöopathische Arzneimittel, die für den Menschen zugelassen sind, auch bei Tieren zur Anwendung kommen, da es keine separate Zulassung explizit für den veterinären Bereich gibt beziehungsweise notwendig war. Aber damit soll laut neuer Verordnung nun Schluss sein.

In Zukunft soll der Tierarzt nur noch Medikamente (schulmedizinische und alternativmedizinische) einsetzen dürfen, die eine explizit tiermedizinische Zulassung haben. Oder mit anderen Worten: Ein inzwischen bei Mensch und Tier über Jahrzehnte oder Jahrhunderte bewährtes Präparat muss dann einen Zulassungsprozess durchlaufen, der ähnlich viel Zeit, Geld und Aufwand in Anspruch nimmt wie die Zulassung eines für Menschen bestimmten Präparats.

Man braucht hier keine Unmengen an Phantasie, um sich auszumalen, dass alternativmedizinische Varianten hier hoffnungslos überfordert sein werden – und offensichtlich auch sein sollen. Denn die aberwitzigen Zulassungsverfahren dienen angeblich der „Sicherheit“ der Medikamente, sind jedoch, wenn wir das Legoland-Argument einmal weglassen, nichts anderes als eine bürokratische Maßnahme, die die Kosten für die Hersteller so gewaltig in die Höhe treibt, dass diese ihre Waffen strecken müssen und die Herstellung aufgeben. Dieses Sieb lässt dann nur die Hersteller durch, die keine Probleme mit dem zusätzlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand haben. Und das werden wieder die Pharmafirmen sein, die synthetische Substanzen brauen, auf die man Patentschutz anmelden kann, der wiederum die Kassen klingeln lässt.

Falls Sie jetzt denken: „Ach, das betrifft ja nur die Tiere und das wird alles nicht so schlimm sein…“ oder, „Warum macht der Herr Gräber denn da so eine Welle?“. Das sage ich ihnen gerne. Wir hatten nämlich so eine Sache mit den „Nachzulassungen“ im Bereich der Arzneimittel (für Menschen) bereits schon einmal und zwar in den Jahren 2001 / 2002. Damals bekam ich das gar nicht wirklich mit, bis 2002 die Apotheken täglich (!) bei mir in der Praxis anriefen, dass dieses und jenes Medikament vom Markt genommen worden und nicht mehr erhältlich sei. Ich empfand das als mittlere Katastrophe! Denn quasi über Nacht waren bewährte Naturheilmittel nicht mehr erhältlich. Naturheilmittel, die Patienten ausgezeichnet geholfen hatten. Ich empfand damals eine Hilflosigkeit und fragte mich, wie denn so etwas sein könne? Als ich mich dann damit beschäftigte, wurde mir rundherum bestätigt, dass die kleineren Naturheilmittel-Hersteller durch diese Nachzulassungsverfahren „kaputt gemacht“ werden sollten. Und ich komme (selbst bei einer mehr als nüchternen Betrachtung) nicht umhin, dass man jetzt schon wieder (über die Tiermedizin) versucht, Naturheilmitteln und Homöopathika den Garaus machen zu wollen.

Und 2001 / 2002 war kein Einzelfall. Einen ähnlichen Fall hatten wir auch 2010, als die Politik den industriellen Handlanger abgab undNahrungsergänzungsmittel urplötzlich als „Medikamente“ einstufte, die leider den kleinen Fehler hatten, dass sie noch keine „ordnungsgemäße“ Zulassung hatten und daher nicht „verkehrsfähig“ waren. So wurden auch Vitamine ab bestimmten Dosierungen zu Medikamenten deklariert (Nahrungsergänzungsmittel – Geplante Gesetzesänderung 2010) . Der Witz bei der Geschichte ist, dass die meisten Schulmediziner mit Vitaminen nichts anfangen, geschweige deren Wirkung einschätzen und beurteilen können. Für die meisten Ärzte sind Vitamine ein Bestandteil der Nahrung und haben daher mit evidenzbasierter Medizin (=“schulmedizinische Wissenschaft“) nichts zu tun.

Die neue Verordnung scheint aber nicht bei den Medikamenten Halt machen zu wollen. Auch Pflegestoffe und Futterergänzungen für die Vierbeiner sollen kurzerhand als Arzneimittel umdefiniert werden und würden damit zulassungspflichtig.

Da fragt man sich mit einem etwas simplen Gemüt: Wie geht das? Gestern war ein Präparat noch ein Nahrungsmittel und über Nacht ist es ein Arzneimittel, aber ohne dass sich etwas am Präparat geändert hat? Antwort: Das Nahrungsmittel ist immer noch ein Nahrungsmittel. Damit die Industrie in diesem Sektor weniger Konkurrenz zu befürchten hat, werden über diesen Trick auch die Nahrungsmittel zu etwas gemacht, dass ohne bürokratische Absegnung ein illegaler Tatbestand ist.

Es ist also immer die gleiche Masche – bei den Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminen, Heilpflanzen und Heilpilzen, jetzt Tiermedizin und Futterergänzungen. Die Industrie stachelt die Politik an, Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die alternativen Heilmethoden aus dem Ring geboxt werden – KO in der ersten Runde am besten. Und dass manche Politiker gerne bei der Pharmaindustrie mitmischen, habe ich bereits 2011 in einem Beitrag gezeigt:  Politiker in der Pharmaindustrie – Das falsche Spiel mit den Patienten.

Derzeit sind wir weit entfernt von der lauteren Absicht, durch gesetzliche Bestimmungen den Antibiotika Verbrauch zu drosseln und dadurch ein wenig die Resistenzbildung einzuschränken. Genau die Industrie, die für diese Entwicklung am meisten verantwortlich ist, nutzt diesen selbst verschuldeten Sachverhalt, um von noch unverschämteren Forderungen abzulenken und diese von hinten durch die Brust ins Auge unserer Gesellschaft aufzuoktroyieren.

Diese Industrie, die mit ihrem unverantwortlichen Einsatz von Antibiotika gezeigt hat (nicht nur hier), dass diese Substanzen nichts als ein Geschäft sind, sollte erst einmal die Folgen dieser Unverantwortlichkeiten ausmerzen. Und diese Industrie hat auch zeigen können, dass sie nicht in der Lage und/oder nicht Willens ist, die Resistenzen zu verhindern. Wie kann man einer solchen Industrie noch das Vertrauen aussprechen, die zu ihrem Gunsten alles abräumt, was ihrem Profitinteresse im Wege steht.

Oder mit anderen Worten: Wenn ich eine gute Substanz, wie sie die Antibiotika darstellen, so unverschämt ausschlachte und selbst bei abstehenden Ohren empfehle einzusetzen, weil es Geld in meine Kasse spült, dann wäre ich der Letzte, der qualifiziert ist, über Resistenzen zu sprechen.

Und diese Industrie ist genau so wenig qualifiziert, über Nahrungsergänzungsmittel, Homöopathie, Alternativmedizin für Mensch und Tier zu sprechen. Wann immer diese Industrie ihren Mund aufmacht, kommen nur Argumente zum Vorschein, die das eigene Interesse nähren und keine Wahrheiten oder wissenschaftlich fundierte Aussagen. Wie interessengeleitet schulmedizinische Studien sind, habe ich bereits vor einigen Jahren hier dokumentiert: Schulmedizin – die einzig wahre Wissenschaft?

Was zu tun ist:

Es reicht nicht, nur empört zu sein. In diesem Fall halte ich es fürdringend geboten, seinen Unmut zu diesem „Treiben“ zu demonstrieren.

Dies ist relativ einfach möglich über eine Petition.

Ich rate zu dieser Petition:

https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2015/_10/_28/Petition_61871.html

Begründung: Dies ist die Petitionsplattform des Deutschen Bundestags. Nur diese „Online-Stimmen“ müssen vom Petitionsausschuss des Bundestags anerkannt werden.

Wichtig: Nachdem Sie Ihre Daten eingegeben haben, erhalten Sie eine E-Mail, in der Sie einen Link finden, den Sie noch durch anklicken bestätigen müssen. Erst dann wird ihre Stimme auch gezählt!