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TTIP, Hormonfleisch und Gentechnik

von Rene Graeber

Da denkt man, dass die Sache mit der Gentechnik, dem Hormonfleisch und den Chlorhühnchen so gut wie ausgestanden ist. Denn dieses Trio ist in Europa (noch, weitgehend) verboten. Aber Verbote sind die eine Seite der Medaille. Auf der Rückseite derselben jedoch spielen sich Dinge ab, die wahren Alptraum-Charakter anzunehmen drohen. Und dieser sich zusammenbrauende Alptraum hat einen Namen: TTIP.

 

TTIP – Was und wer TTIP´t denn da?

Eins kann man gleich vorausschicken: Bei diesem TTIP handelt es sich nicht um Lotto-Spielereien. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem Lotto-Spiel besteht darin, dass die Betroffenen auch bei TTIP mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Niete ziehen. Warum?

TTIP ist die „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“, bei dem es sich um ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA handelt. Das bemerkenswerteste Charakteristikum dieses Handelsabkommens ist seine Geheimhaltung. Natürlich ist die Geheimhaltung des Inhalts dieses Abkommens Zündstoff für eine Reihe von Spekulationen. Denn warum muss man so etwas geheim halten, wenn da nichts ausgebrütet wird, was den Ottonormalverbraucher wieder einmal belasten würde? Oder handelt es sich hier um eine Weihnachtsbescherung für Kinder, die ja auch bis zum Heiligabend vor den Kindern geheim gehalten wird?

Aber die Geheimhaltung ist absolut kein Grund zur Sorge! Ich bin sicher, dass das Abkommen die Bedürfnisse von Industrie und Politik zu 100 Prozent zufrieden stellt. Das „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ (bmel.de/DE/Ernaehrung/SichereLebensmittel/_Texte/TTIP-FAQ.html) sieht das genau so:

Sowohl die EU als auch die USA haben eigene, über viele Jahre gewachsene Normen, Regelungen und Verfahren. Wo diese voneinander abweichen, entstehen für Hersteller zusätzliche Kosten. Zudem belasten Zölle die deutsche Wirtschaft in Milliardenhöhe. Diese Kosten werden letztlich weitergegeben und erhöhen die Verbraucherpreise.

Das Freihandelsabkommen eröffnet durch Wegfall der Einfuhrzölle und diverser bürokratischer Hürden den Verbraucherinnen und Verbrauchern zudem eine vielfältigere Produktauswahl bei gleichbleibend hohem Verbraucherschutzniveau. Durch die gegenseitige Öffnung der Märkte werden Vorteile für Verbraucher in Deutschland, der EU und den USA erwartet, ebenso für Wirtschaft und Arbeitsplätze. Das bestehende hohe Niveau der deutschen und europäischen Lebensmittel und Produktsicherheit wird dabei gewahrt.

Genau! Dieses Abkommen wird im Geheimen ausgebrütet, da so viele Verbraucher sich über Zölle, „gewachsene Normen, Regelungen und Verfahren“ beschwert haben. Und wenn alle dem TTIP zustimmen, dann sinken automatisch die Verbraucherpreise, da ja die Zölle mit allem drum und dran wegfallen! Märchenland, ick hör dir trapsen!

Der Wegfall von Zoll und anderen kostentreibenden Regularien begünstigt erst einmal die Industrie, die hier weniger Kosten haben wird. Damit ist noch lange nicht gesichert, dass die Einsparungen auch an die Verbraucher weitergeleitet werden. Warum auch? Die Lüge von sinkenden Verbraucherpreisen und vielfältigerer Produktauswahl sind für die Politik typische Bauerfängerei-Formulierungen, die das bittere Ende etwas schmackhafter machen sollen.

Und das BMEL fährt fort:

Bleibt mit TTIP das hohe EU-Verbraucherschutzniveau erhalten?

Ja. Bestehende gesetzliche Regelungen auf beiden Seiten zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher werden durch TTIP nicht aufgehoben oder ersetzt. Der Schutz der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist nicht verhandelbar. Umwelt-, Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz ist der „rote Faden“ in dem Verhandlungsmandat, das die Mitgliedstaaten der EU-Kommission gegeben haben.

Das wollen wir doch alle hören, oder? Darum geht es doch letztendlich. Das Eine sagen, aber das Andere tun. Das scheint ja auch der Haupt-Bestandteil der Politik zu sein. Hier geht es erst einmal darum, den Betroffenen auf das neue Handelsabkommen einzuschwören. Aber die Wende folgt auf dem Fuß:

Sowohl in der EU als auch in den USA ist jedes Unternehmen verpflichtet, nur sichere Produkte auf den Markt zu bringen. Es haftet, wenn es einen Schaden beim Verbraucher verursacht. Die Schadenersatzsummen sind dabei in den USA erheblich höher als in Europa.

Bestimmte Lebensmittel, Produkte, Stoffe (z. B. Lebensmittelzusatzstoffe) und Verfahren (z. B. Gentechnik) müssen von staatlichen Behörden in den USA und in der EU zugelassen werden. Dabei wird wissenschaftlich geprüft, ob ein Stoff oder Verfahren sicher ist. 

Wenn Gentechnik, Hormonfleisch etc. als „sicher“ bezeichnet werden, da ja auch die USA verpflichtet ist, nur sichere Sachen auf den Markt zu bringen, warum sind dann diese „sicheren“ Sachen bei uns verboten? Oder sind die in den USA sicher, hier aber werden sie bei Eintreffen auf europäischen Boden urplötzlich unsicher?

Und die Prüfung, was sicher ist und was nicht, das wird zum zentralen Aufhänger werden. Denn wer wird wohl bestimmen, ob Gentechnik, Hormonfleisch etc. auch nach fünf oder zehn Jahren, trotz negativ ausfallender wissenschaftlicher Studien, sicher oder unsicher sind? Der kleine Mann auf der Straße? Wohl kaum! Vielmehr wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das, was heute obsolet und verboten ist, heimlich still und leise abgesegnet, damit dem Handel mit dem großen Bruder nichts mehr im Wege steht.

Da werden dann ganze Salti mortale ausgeführt, Ungeheuerlichkeiten, die heute schon in den Köpfen von Politik und Verbrauchern gleichermaßen verankert sind, auf dass niemand mehr Fragen stellt. Was für die Politik gut ist. Denn die soll ja den ganzen Drecks-Zirkus bei ihren Untertanen durchsetzen. Bleistift gefällig? Hier:

Auch für Schadstoffe und Rückstände in Lebensmitteln werden Obergrenzen auf dieser Basis staatlich festgelegt. Die Risikowahrnehmung der Bürger bei Lebensmitteln ist je nach Land unterschiedlich.

Schadstoffe und Rückstände werden heute schon nicht mehr als etwas gehandelt, was man auf Teufel komm raus vermeiden muss. Nein, die gehören zum Geschäft! Da kann man nur hoffen, dass bei einer Einigung der Grenzwerte die USA die strengeren Vorschriften haben. Haben sie das? Wer Hormonfleisch, Gentechnik etc. im großen Stil als „sicher“ einstuft, von dem kann man auch in Sachen Schadstoffe und Rückstände keine „Gnade“ erwarten.

Und dass die Bürger verschiedener Länder eine unterschiedliche Risikowahrnehmung haben, das ist aber jetzt unsäglich lästig. Hier ist dann wieder die Politik gefragt, ihre Bürger auf ein einheitliches Wahrnehmungsniveau zu trimmen. Vielleicht wäre hier die amerikanisch Wahrnehmung auch die Bessere, da man drüben ja keine großen Gedanken über die eigene Gesundheit zu haben scheint.

Und dann geht es weiter mit Chlorhühnchen, Hormonfleisch und Gentechnik. Das BMEL versichert an dieser Stelle, dass da alles auch so erhalten bleibt. Danach kommt die 180-Grad-Wende und das Eingeständnis, dass Gentechnik in Europa alles andere als verboten ist. Es gibt für den Import von gentechnischen Produkten rund 60 Zulassungen. Und man gibt zu, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen hier weiter zunehmen wird. Aber klar – das alles wird enorm streng kontrolliert. Das ist der Trostpreis für die Verbraucher, die dann streng kontrollierten Dreck auf ihrem Mittagstisch platziert bekommen. Mach möchte einfach nur noch den ganzen Tag brechen…

Warum TTIP eine tipptopp Lüge ist

Natürlich ist dies eine etwas gewagte Behauptung, da dieses Abkommen noch gar nicht realisiert und umgesetzt ist. Aber es scheint etwas zu werden, was man an anderer Stelle unter ähnlichen Voraussetzungen schon durchgezogen hatte. Wo und wer war daran beteiligt? Die USA und Mexiko.

In den USA besteht ein Gesetz, das die Delfine schützt, die zuvor bei dem kommerziellen Thunfischfang zu Tausenden als Beifang starben. Wer also Thunfisch aß, der unterstützte direkt eine Industrie, die den Tod von Delfinen als genau so „natürlich“ hinnimmt wie Schadstoffe in Lebensmitteln. Durch das Gesetz wurde dem ein Ende gesetzt.

Die mexikanische Fischindustrie dagegen hat kein Problem mit dem Tod von Delfinen. Daher waren die Mexikaner auch nicht gewillt, ihre Fangmethoden zu ändern. Stattdessen klagten sie gegen das amerikanische Gesetz zum Schutz der Delfine vor der Welthandelsorganisation WTO. Als Begründung gaben sie an, dass das Siegel für einen delfinsicheren Thunfischfang ein „Handelshemmnis“ sei, da es die mexikanischen Thunfischindustrie und -exporteuere diskriminiere. Dabei besteht kein Verkaufsverbot für mexikanischen Thunfisch in den USA. Man darf seinen Thunfisch allerdings nicht mit dem zertifizierten Siegel der Delfin-Sicherheit verkaufen. Zu schlechter Letzt gewannen die Mexikaner mit ihrer Klage.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, über welche Mechanismen Errungenschaften zunichte gemacht werden und kommerziellen Interessen Platz machen müssen. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Delfine, Umweltschutz, die Gesundheit der Menschen oder sonst etwas handelt. Kollidieren diese Interessen mit den Interessen der Industrie, dann werden Hebel und Stränge in Bewegung gesetzt, dass die Interessen der Industrie die Oberhand behalten. Und TTIP ist so ein Hebel. Denn die Geheimniskrämerei um dieses Handelsabkommen lässt keine andere Interpretation zu.

Alles halb so schlimm?

TTIP ist ein Programm, mit dessen Hilfe Chlorhühnchen, Hormonfleisch und Gentechnik in Europa ihren Einzug halten sollen. Darüber kann sich niemand Illusionen machen. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat hierzu einen anschaulichen Beitrag veröffentlicht: „ Wie die US-Verhandler Europas Verbraucherschutz angreifen “.

Dementsprechend bunt sieht dann die Welt der Argumente für die Sicherheit und Verträglichkeit von all diesen Verfahren und chemischen Zusätzen aus.

Chlorhühnchen sind per se unbedenklich, da die geschlachteten Tiere in eiskaltes Wasser getaucht werden, das viel weniger Chlor enthält als das Chlorwasser im Schwimmbad. Und schon haben wir unser Argument für die Chlorhühnchen: Jeder Schwimmer nimmt mehr Chlor auf als beim Verzehr von zehn Chlorhühnchen. Wer sagt das? Das BfR:

Das Chlorhühnchen ist nach unserer Auffassung nicht gesundheitsschädlich für den Verbraucher – Prof. Lüppo Ellerbroek, Fachmann für Lebensmittelsicherheit am Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin“ (aus: Chlorhühnchen und Hormonfleisch – Gefahr für unsere Gesundheit?)

Ich weiß jetzt nicht, ob das Baden in Chlorwasser zu einer gesundheitsförderlichen Maßnahme gerechnet werden kann. Aber offensichtlich ist Chlorwasser im Schwimmbad genau so akzeptabel geworden wie Schadstoffe und Rückstände in der Nahrung. Da kommt es auf das bisschen Chlor im Sonntagsbraten doch auch nicht mehr an, oder?Und die paar Pestizide im Salat tun doch nicht weh, oder? Und die wenigen Hormone im Fleisch, ja was ist das denn schon? Dazu gesellt sich noch die Frage, wie häufig gehen Sie schwimmen und wie häufig essen Sie Hühnchen?

Ich bin allerdings froh, dass der Artikel vom Bayrischen Rundfunk auch professorale Gegenstimmen abgedruckt hat. Ein Professor von der Ludwig-Maximilian-Universität in München bezweifelt einfach, dass das Chlorbad effektiv ist. Wäre das Bad effektiv, dann dürfte es keine 1,2 Millionen Salmonellen-Fälle jährlich in den USA geben. Weiter befürchtet der Professor, dass das Chlor nur der Fuß in der Tür für noch mehr Chemie im Essen ist.

In den USA ist Hormonfleisch so alltäglich wie das Amen in der Kirche. Und wer dagegen ist, der bekommt das fachkundige Argument eines Experten aufgetischt, der es ja wissen muss – einem Mäster aus Texas:

Es gibt Forschungen, in denen das Fleisch von behandelten und unbehandelten Ochsen analysiert wurde. Man hat lediglich einen Unterschied von sieben Zehntel Nanogramm festgestellt, eine sehr kleine Menge. Das ist ein Unterschied wie zwischen einem Grashalm und einem Fußballfeld.

Seltsam, die Amis spielen doch kein Fußball… Gegen die Expertise dieses amerikanischen „Experten“ vom hormonfreien Mast-Fußballfeld steht die Meinung eines Professors von der TU München, der sich mit Ernährungs- und Lebensmittelforschung befasst:

Ja, das sagen die Amerikaner, aber so ist es nicht. Da lief 1999 eine große Studie hier bei uns am Lehrstuhl, und da konnten wir also ganz klar feststellen, dass fünffach höhere Hormonwerte, wenn man so als Schnitt über den ganzen Körper geht, auftreten – Prof. Michael Pfaffl, TU München

Zum schlechten Schluss (wieder einmal) kommt heraus, dass es noch „viele ungeklärte Fragen“ gibt. Soll das etwa heißen, dass hier die Gabe von Wachstumshormonen bei der Zucht überhaupt noch nicht auf Sicherheit und Verträglichkeit untersucht worden ist?

Eine Arbeit aus dem Jahr 2015 (Hormone Use in Food Animal Production: Assessing Potential Dietary Exposures and Breast Cancer Risk.) bestätigt, dass die sieben üblichen Hormone in der amerikanischen Landwirtschaft so gut wie keine evidenzbasierten Tests durchlaufen haben. Man weiß noch nicht einmal, ob die Hormone und deren Metabolite sich im Gewebe anreichern und damit in relevanten Dosierungen auf den Verbrauchertisch gelangen. Es ist auch nicht klar, in welchem Gewebe solche Anreicherungen besonders stark ausfallen. Wenn man dann Tests mit Gewebeproben durchführt, wo keine starke Anreicherung stattfinden kann, dann erhalten wir Ergebnisse von Grashalmen und Fußballfeldern aus Texas.

Damit schrumpft wieder alles zusammen auf den alten Nenner: Um das Geschäft nicht zu belasten oder sogar zu gefährden, werden ausgiebige Untersuchungen zur Sicherheit und Verträglichkeit unterlassen. Denn die sind teuer, aufwendig und könnten mit unliebsamen Ergebnissen aufwarten, die dann das gesamte Treiben auf Eis legen würden. Ob Hormonfleisch Brustkrebs begünstigt, das kann heute niemand sagen, da niemand danach getestet hat. Die Behauptung ist rein hypothetisch, was aber nicht heißt, dass sie unberechtigt ist. Noch hypothetischer und absolut unberechtigt ist die Behauptung, dass Hormonfleisch sicher und verträglich ist. Denn es gibt keine einzige Studie, die dies bezeugen könnte.

Zur Gentechnik brauche ich mich an dieser Stelle nicht weiter zu äußern. Denn dazu hatte ich etliche Beiträge verfasst:

Fazit

Ob Chlorhühnchen, Hormonfleisch oder Gentechnik – dies und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch andere, noch nicht bekannte Ungeheuerlichkeiten sollen per TTIP eingeführt und umgesetzt werden. Niemand weiß, ob diese „Neuerungen“ für den Verbraucher unbedenklich sind. Die Unbedenklichkeits- und Sicherheitszertifikate sind von der Industrie selbst fabriziert und haben bestenfalls hypothetischen Charakter. Das muss dann ja auch reichen, wenn man das Geschäft nicht gefährden will. Ob das alles wirklich sicher ist, das werden wir dann in einigen Jahrzehnten erfahren, wenn ein signifikanter Teil der Bevölkerung täglich Produkte der Gentechnik, Hormonfleisch und so weiter zu sich genommen hat. Sollten dann die „Nebenwirkungen“ eintreten, die von den TTIP-Gegnern vorausgesagt worden sind, dann ist das auch kein Problem. Denn dann hat die Industrie einen weiteren Grund, gegen die so erzeugten Gebrechen weitere Medikamente auf den Markt zu werfen. Das nennt man „geschäftliche Nachhaltigkeit“.

 

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