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Das Grauen hat einen Namen: Chip-Implantate

von René Graeber

Die Zukunft hat begonnen, nicht nur in irgend welchen Geheimlaboren, sondern in der schwedischen Realität. Sie haben richtig gelesen: Dieses Mal sind es nicht die Amerikaner, die Sciencefiction wahr werden lassen, sondern die Schweden. Denn „Mail Online“ weiß von einer Sensation aus Schweden zu berichten. Selbstverständlich bringt diese Sensation so viele Vorteile für die Betroffenen dort, dass man hier ganz heiß darauf wird, diese Dinge hier auch zu bekommen. Vorteile? Welche Vorteile? Hier die Geschichte:

 

Talk about taking your work home with you! Swedish company implants microchips in its staff which lets them use the photocopier and pay in the canteen, weiß die „Mail Online“ zu berichten. Auf Deutsch: „Reden Sie darüber, Ihre Arbeit mit nach Hause zu nehmen! Eine schwedische Firma implantiert Mikrochips in seine Angestellten, die die Verwendung von Fotokopierern erlauben und das Essen in der Kantine bezahlen.

Aha! Interessant! Heißt das, dass ich mit einem Chip im Körper lebenslang freies Essen in der Kantine habe, da ja nicht ich, sondern der Chip mein Essen bezahlt? Wenn das wahr ist, dann sollte man das mal den Medzis erzählen. Aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden…

Ich fände das Ganze auch nur komisch (und würde kaum darüber berichten), wenn ich nicht einige Tagen, nachdem ich den Artikel der DailyMail sah, eine mir bekannte (freiberufliche) Hebamme getroffen hätte, die übrigens auch einem meiner Söhne auf die Welt geholfen hatte. Natürlich kamen wir auf die Sache mit den Versicherungsprämien für Hebammen zu sprechen. Falls Sie von diesem Problem noch nichts gehört haben: Hintergrundwissen zur Versicherung für Hebammen. Das ist für die freien Hebammen eine schlichte Katastrophe. Und niemanden scheint es zu interessieren – wie so Vieles in der Medizin.

Im Gespräch äußerte ich meine Vermutung, dass die freien Hebammen von der Politik und der Ärzteschaft gar nicht mehr gewünscht seien und die Aufgaben der Hebammen wohl von den Ärzten in den Kliniken übernommen werden sollen. Die Sache mit den Versicherungen sei da nur die erste Spitze eines Eisbergs.

Daraufhin meinte “meine” Hebamme: “Klar. Das Ziel ist, dass alle Kinder gechipt werden sollen. Und das geht nur, wenn man die Kontrolle über die Geburten hat.”

Was sich für manche wie eine krude Verschwörungstheorie anhört, lies mich direkt aufhorchen. Vor allem weil ich den Beitrag aus der DailyMail gelesen hatte…

Der Vorteilswahn der Implantate

Der Artikel fährt fort, dass eine Firma in Stockholm (Name der Firma wird verschwiegen, warum eigentlich?) jedem ihrer 700 Angestellten einen Mikrochip in den Handrücken hat einpflanzen lassen, mit dem sie per Handbewegung Türen öffnen, den Fotokopierer zum Kopieren bewegen und in der firmeneigenen Kantine das Essen bezahlen können. Damit hätte sich mein Traum, dass der Chip und nicht ich das Essen bezahlt, ausgeträumt. Der Chip erleichtert mir nur, mein Geld loszuwerden (als wenn ich gerade dafür eine elektronische Hilfe bräuchte!).

Aber wie macht er das, der Chip? Dieser gehört zu einem „Sender-Empfänger-System“, das mit Radiowellen (RFID) arbeitet. Das Prinzip geht so (Wikipedia): „Ein RFID-System besteht aus einem Transponder (umgangssprachlich auch Funketikett genannt), der sich am oder im Gegenstand bzw. Lebewesen befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, sowie einem Lesegerät zum Auslesen dieser Kennung.“ Diese Chips sind in etwa so groß wie ein Reiskorn und enthalten in unserem Fall persönliche Sicherheitsinformationen, die dann über kurze Distanz an bestimmte Empfänger (in der Tür, Kopierer, Kasse der Kantine) übermittelt werden.

Ähnliches, nur auf einer Chip-Karte, benutzt das Londoner Verkehrsnetz für das bargeldlose Benutzen von Bussen und Bahnen (Oyster-Card). Allerdings gehen hier keine Türen auf, wenn man mit der Karte winkt. Da es sich hier um eine Art Prepaid-Karte handelt, die man auflädt, wird beim Einsteigen in den Bus oder die Bahn der fällige Betrag elektronisch von der Karte abgezogen. Ähnlich geht es wohl auch an der Kasse unseres schwedischen Unternehmens zu, deren Mitarbeiter den Chip als Reiskorn im Handrücken tragen.

Danach kommen die Technik-Freaks zu Wort, die die Vorteile des Systems genauer erklären müssen. Denn die Türen kann ich zur Not auch noch alleine aufmachen. Und den Fotokopierer kann ich auch noch anschalten und bedienen. Oder wechselt der Chip auch das Papier und den Toner beim Kopierer, wenn die aufgebraucht sind?

Der Implanteur der schwedischen Chips in schwedische Handrücken, Hannes Sjoblad, weiß von den Vorteilen zu berichten (muss er ja auch). Denn er meint, dass es heute ein wenig umständlich sei, mit den immer notwendigen Codes und Passwörtern, so dass diese Methode nur eine Berührung mit der Hand erforderlich macht. Prost! Meine Tür geht auch ohne Passwort auf, aber auch nur, wenn ich ohne Implantat meine Hand benutze. Und unser Fotokopierer braucht auch kein Passwort, sondern nur Strom. Das bargeldlose Bezahlen mag zwar unter Umständen recht angenehm sein. Aber sich deswegen ein Reiskorn in die Hand stanzen zu lassen, halte ich für wenig verführerisch und vorteilhaft. Und als wenn er wüsste, dass diese Vorteile eigentlich gar keine sind, fügt er hinzu (übersetzt): „Wir wollen in der Lage sein, diese Technologie zu verstehen bevor große Firmen und die Regierung auf uns zukommen und ein Chip-Implantat für jedermann fordern – den Finanzamt-Chip, Google-Chip oder Facebook-Chip.“

Holla! Da werden uns Vorteile aufgetischt, die so langweilig und lahm sind, dass die damit verbundenen Nachteile schon wieder als Vorteile erscheinen. Denn in Wirklichkeit ist das wieder nur Zuckerguss über etwas, was, falls es durchgesetzt wird, niemandem besonders gut schmecken wird. Ziel ist nicht die Bequemlichkeit für den Nutzer; Ziel ist das Implantieren von Chips in uns alle, damit jeder besser kontrolliert werden kann. Denn mit solchen Chips kann man mühelos auslesen, wer wann (und vielleicht auch warum) wo war. An übermittelten physiologischen Daten kann man zum Beispiel feststellen, wann man zuletzt Geschlechtsverkehr hatte. Und wenn die mit der Aktivität verbundene Lokalität nicht das eigene Zuhause ist, dann wird die/der Betroffenere beziehungsweise Ertappte erpressbar. Hier hätten wir einen weiteren Wahnsinnsvorteil: Schutz gegen “Ehebruch” …

Aber wir sind ja noch nicht ganz so weit. Denn momentan bemüht man sich noch, uns tolle Vorteile zu präsentieren, die aber eher ein saftiges Gähnen provozieren als Begeisterung. Und die Chips öffnen auch nur die Türen besagter schwedischen Firma.

Daher bemüht man einen australischen Zeitgenossen, Mr. Slater, der auf das ganze Programm an Chip-Vorteilen abzufahren scheint – und uns auch dafür begeistern soll. Denn auch er hat einen schwedischen Chip in seiner linken Hand, der ihm in einem Tätowier-Studio in Melbourne per Spritze implantiert worden war. Und jetzt kann er mit seiner „Zauberhand“ Türen öffnen (nur seine eigene Haustür allerdings), das Licht erflammen lassen (Hui!) und seine persönlichen Informationen auf anderer Leute Handy abspeichern, ohne dass diese alles eintippen müssen. Das Handy muss allerdings NFC-fähig sein, sonst muss der unglückliche Besitzer doch wieder anfangen zu tippen.

Aber auch hier kann bei mir keine richtige Begeisterung aufkommen, denn Tür und Licht kann ich auch auf konventionelle Weise bedienen. Das mit der Übertragung von Informationen auf ein anderes Handy wäre vielleicht ein Argument. Nur wer überträgt seine Daten auf jedes Handy, das er sieht. Bestenfalls auf das neue Handy des Freundes etc. Dafür brauche ich mir kein Reiskorn anzuschaffen. Und Datenübertragung auf anderer Leute Handy geht nicht nur von Reiskörnern, sondern auch von NFC-fähigen Handys zu anderen NFC-fähigen Handys. Aber auch unser australischer Reiskorn-Freund scheint sich nicht sicher zu sein, ob seine geschilderten Vorteile den Rest der Welt umhauen. So sagt er, dass er sich den Chip hat einpflanzen lassen, nicht wegen der Türen, Lichter und der angeschlossenen Zündung seines Wagens, sondern weil er eine Diskussion entfachen will über dieses Thema. Letzteres scheint dann geklappt zu haben, denn ich bin ja gerade dabei. Für viele wird aber auch die Diskussion endgültig ein Ende finden, wenn sie von Mr. Slater erfahren müssen, dass das Implantieren recht schmerzvoll gewesen war. Aber auch das hatte einen Vorteil: Der Schmerz war schnell vorbei – und es ist doch immer wieder enorm vorteilhaft, wenn der Schmerz schnell nachlässt.

Jenseits der Krümel-Vorteile von Implantaten

Implantate sind Kontrollate. Das ist eine „Wortschöpfung“ meinerseits und bedeutet, dass durch das Implantat Kontrolle ausgeübt werden kann. Ich hatte es bereits angerissen, wie das bei einem noch nicht existierenden, ausgereiften System möglich sein kann.

Aber es ist auch denkbar, dass Implantate nicht nur Daten übermitteln. Vielmehr ist es denkbar, dass sie neben der Datenübertragung auch zum Beispiel Impfungen im Nanoformat (siehe auch Nanopartikel und Nanotechnologie: Wo stecken denn die Teilchen? oder Gefährden Nanopartikel unsere Gesundheit?) oder andere Substanzen enthalten, die das Gesundheitsministerium verordnet hat. Solche Chips, wenn sie staatlich aufgezwungen werden, würden dann nicht nur ein elektronisches „Fahrtenbuch“ für jeden Betroffenen sein, sondern dessen Freiheit, sich gegen Impfungen zu entscheiden, vollkommen ausradieren. Und Babys und Kleinkinder bräuchten nicht mehr zum Impfen zu gehen, da der implantierte Chip egal an welchem Ort zur rechten Zeit den vorprogrammierten Impfstoff freisetzen würden. Also wenn das kein Vorteil ist, oder? Wenn dann noch die genetisch modifizierten Babys dazu kommen, dann wäre die Zukunft so gut wie perfekt. Aber noch scheinen wir weit davon entfernt zu sein. Ach wie schade…

Etwas näher an diese virtuelle Wirklichkeit in der Medizin bringt uns ein gewisser Prof. Warwick von der Reading Universität. Der hatte sich 1999 einen Chip in den eigenen Arm eingepflanzt, genauer gesagt diesen Chip an Nervenstränge in seinem Arm angeschlossen. Über diesen und der elektronischen Übertragungstechnik war er dann in der Lage, mit Hilfe seiner Gedanken einen Roboterarm zu bewegen. Hier winkt natürlich der Vorteil für Leute, die gelähmt sind oder ihre Arme verloren haben.

Fazit

Ich bin ein Metümisa (Abkürzung für: meine Türen mach ich selber auf). Ich brauche keinen Chip dazu, auch nicht für den Fotokopierer, das Licht, die Autozündung oder die Übertragung meiner Telefonnummer auf das Handy anderer. Solche Artikel über die faulen Vorteile von Chips im Körper sind die frühe zuckersüße Vorbereitung auf Dinge, die uns in der Folge überhaupt nicht schmecken werden. Aber es ist gut zu wissen, dass solche Dinge in der Planung sind. Dinge von denen George Orwell selbst in 1984 noch nicht einmal zu träumen wagte…