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Tripterygium: Krebs, Arthritis, Schuppenflechte – wo hilft das neue Wundermittel aus China wirklich?

Dr. Ulrich Fricke in Täglich Gesund
vom 05. März 2008, 16:00 Uhr

von Dr. Ulrich Fricke

Es ist nicht das erste und mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass Pflanzen, die schon seit Jahrtausenden zu Heilzwecken genutzt werden, auf einmal auch für die moderne Pharmaforschung interessant werden. So wichtige Wirkstoffe wie Aspirin oder Digitalis wurden ursprünglich in Pflanzen entdeckt. Das neueste Beispiel ist die aus China stammende Heilpflanze Tripterygium wilfordii. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wurde sie vor allem gegen Schwellungen, Brustabzesse und Hautkrankheiten angewandt. Dieser Beitrag gibt Ihnen einen Überblick über den heutigen Stand der modernen Forschung zu Tripterygium. Sie konzentriert sich vor allem auf Autoimmunerkrankungen und chronisch entzündliche Prozesse, bei denen bisherige schulmedizinische Medikamente noch keinen durchschlagenden Erfolg gebracht haben – beispielsweise Arthritis, Schuppenflechte oder Nierenleiden.

 

Gut belegt ist die Wirkung gegen Arthritis

 

Tripterygium ist eine Schlingpflanze, die sich an Bäumen emporrankt und bis zu 12 Meter lang werden kann. In China heißt sie „Liane des Donnergottes“. Zur Gewinnung der Arzneistoffe werden vor allem die Wurzeln, Blätter und Blüten gesammelt. Die antientzündliche Wirkung

der Heilpflanze beruht darauf, dass die Tripterygium-Wirkstoffe die Freisetzung von Immunbotenstoffen (z. B. Prostaglandinen oder Interleukinen) hemmen. Sie funktionieren damit ähnlich wie die schulmedizinischen Entzündungshemmer Diclofenac oder Ibuprofen (NSAR = nichtsteriodale Antirheumatika).

Neben der Entzündungshemmung können die Pflanzenwirkstoffe auch ein überaktives Immunsystem bremsen. Das macht sie zu einem idealen Mittel gegen Autoimmunkrankheiten. Bei diesen Störungen richtet sich das fehlgeleitete Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe.

Bei diesen Erkrankungen wurde Tripterygium in Studien getestet:

 

rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündungen)

Myasthenia gravis (Muskelschwäche)

Multiple Sklerose

Augenhautentzündung (Uveitis)

Asthma

Guillain-Barré-Syndrom (Rückenmarksentzündung)

Abstoßungsreaktionen bei Organtransplantaten

 

Besonders gut belegt ist die Heilwirkung bei rheumatoider Arthritis. Bei den anderen Krankheiten liegen oft erst einzelne Studien vor, aber immerhin ergeben sich aus ihnen erste Hinweise auf eine positive Wirkung.

Nicht zur Selbstmedikation geeignet

Die nationalen Gesundheitsinstitute der USA in Bethesda bei Washington haben im Jahr 2002 insgesamt 32 Patienten, die an schwerer Arthritis litten, 20 Wochen lang mit verschiedenen Tripterygium-Extrakten (180 bzw. 360 mg täglich) sowie zur Studienkontrolle mit einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt. In der Hochdosis-Gruppe verbesserten sich die Symptome bei 8 von 10 Patienten. In der Niedrig-Dosis-Gruppe lag die Erfolgsrate bei 4 von 10. Dagegen zeigte kein Patient aus der Placebo-Gruppe eine Verbesserung. Als Nebenwirkungen traten bei den in den Studien verwendeten, mit modernen pharmakologischen Methoden gewonnenen Pflanzenextrakten vor allem Übelkeit und Erbrechen auf. Aus der traditionellen Anwendung in China, wo oft die ganze getrocknete Pflanze als Abkochung eingesetzt wird, sind jedoch bei Überdosierungen sehr ernste Nebenwirkungen bis hin zu Koma und Tod berichtet worden.

Daher dürfen Sie Tripterygium keinesfalls auf eigene Faust anwenden. Wir empfehlen Ihnen, sich immer in die Hände eines erfahrenen TCM-Therapeuten zu begeben. Er wird Ihnen stets die richtige Dosierung verordnen. Die meisten kooperieren mit auf TCM spezialisierten Apotheken, in denen Sie die Tripterygium-Extrakte beziehen können. Pharmazeuten arbeiten daran, die für die Nebenwirkungen verantwortlichen Bestandteile aus den Extrakten zu entfernen. In einigen Jahren wird es daher verträglichere Tripterygium-Extrakte geben, die Sie möglicherweise auch gefahrlos selbst anwenden können.

 

Tripterygium gegen Rheuma

Gesundheitstipp: Probiert’s doch mal mit giftigen Kräutern!

 

Tripterygium wilfordii

Pulstipp/Gesundheitstipp – Das Unabhängige Gesundheitsmagazin
So nennt sich ein Konsumentenmagazin, das in meiner Praxis aufliegt. Die Nummer 9 vom September 2009 (gesundheitstipp.ch) kündigt auf dem Titelblatt Informationen an, die mich interessieren: ‚Rheuma: Chinesische Pflanze wirkt besser als Medikamente’. 
Da bin ich gespannt, was das Heft auf Seite 13 melden wird. ‚Chinesische Pflanze lindert Gelenkrheuma – Dreiflügelfrucht wirkt besser als herkömmliches Medikament. 
Die Dreiflügelfrucht (Donnergottwein) verwenden chinesische Ärzte schon länger gegen Rheuma. Jetzt bestätigt eine neue Studie, wie gut das Mittel wirkt.’
Nun muss ich googeln: Dreiflügelfrucht ist lateinisch Tripterygium wilfordii, chinesisch Lei Gong Teng. Aha – jetzt hat’s geschaltet! Donnergottwein? Die Übersetzung von Lei Gong Teng ist Donner-Fürst-Ranke, englisch eben Thunder-Duke-Vine. Vine bedeutet hier also eine Kletterpflanze und nicht vergorener Rebensaft. Aber wer wollte da einem heutigen Journalisten, der von seinen Vorgesetzten angehalten ist, in kürzester Zeit eine Story zu liefern, die hier fehlerhafte Übersetzung von engl. vine verargen?

Obsolete Substanzen

 

Tripterygium wilfordii

Radix Tripterygii wilfordii ist eine Pflanze, die mir vom Namen her gut bekannt ist. In der Materia Medica von Bensky gibt es ein Kapitel ‚Obsolete Substances’, also Mittel, die man aus gewissen Gründen nicht mehr brauchen sollte, etwa wegen des Artenschutzes oder der Tierhaltung: Squama Manitis (Chuan Shan Jia) = Gürteltierschuppen, Calculus macacae (Hou Zao) = Gallensteine vom Makakaäffchen, Os Tigris (Hu Gu) = Tigerknochen) oder wegen der Toxizität: Semen Strychni (Ma Qian Zi) = strychninhaltige Samen der Nux vomica, Pericarpium Papaveris (Ying Su Ke) = Schlafmohn (Suchtpotenzial), Caulis Aristolochiae manshuriensis (Guan Mu Tong) (Nierenschäden und Nierenkrebs) und eben auch: Tripterygium wilfordii (Nebenwirkungen mit teilweise letalem, d.h. tödlichen Ausgang).

Botanik von Tripterygium wilfordii

 

Tripterygium wilfordii

Tripterygium wilfordii gehört zur Familie der Celastraceae, der Spindelbaumgewächse. Etwa 1300 Arten gehören zu dieser Familie, die in knapp 100 Gattungen untergebracht sind. 
In der Schweiz kommen nur gerade 2 Arten dieser Familie vor, nämlich das gemeine und das breitblättrige Pfaffenhütchen. 
Auch die übrigen, auf andern Kontinenten wachsenden Arten dürften der Allgemeinheit nicht besonders gut bekannt sein. Am ehesten hat man schon vom Khatstrauch (Catha edulis) gehört, der die Droge Khat (Qat) liefert. Gerade vor wenigen Tagen las ich in der Zeitung, dass die Droge neuerdings mehr in Mode zu kommen scheint, denn es wurden mehrmals Personen an der Grenze erwischt, die versuchten, grössere Mengen von Khat über die Grenze zu schmuggeln. Dies erstaunt, denn Kath entwickelt nur in frischem Zustand (Zweige) den gewünschten Rausch. Wie die Ware so schnell aus dem Jemen/Somalia/Kenia zu uns kommen kann, ist einem ziemlich rätselhaft, aber heute ist alles möglich. Wo im Ausland grössere Gemeinschaften eines Volkes exiliert leben, entsteht auch ein Handel mit den von diesen benötigten Lebensmitteln. Jemeniten, Somalier und Kenianer leben zum Beispiel in grosser Zahl in England. Sie werden sich ihre Lebensmittel aus der Heimat einfliegen lassen, so auch Kath. Vielleicht wächst er aber auch bereits in europäischen Gewächshäusern.

Radix Tripterygii wilfordii (Lei Gong Teng) in der TCM

In der Sprache der TCM hat Lei Gong Teng folgende Charakteristiken: 
Bitter, scharf, kalt, sehr giftig.
Funktionskreise: Leber, Milz
Kühlt Hitze, erweicht Sehnen, stärkt das Xue, löst Verklumpungen auf, vermindert Schwellungen und Schmerz, löst Toxizität anderer Genese, jedoch sehr giftig mit vielen Nebenwirkungen.
Kontraindikationen: Nicht anzuwenden bei kardialen, renalen, hepatischen und gastroenterologischen Problemen, bei Leuten mit Anämie oder Herzrhythmusstörungen, bei Schwangeren und Stillenden und geschwächten Personen.

Einsatzgebiet von Tripterygium wilfordii in der Schulmedizin

Einsatz findet dieses Mittel, will man schulmedizinische Indikationen nennen, bei chronischer Polyathritis, bei M.Bechterew, bei systemischem Lupus erythematodes, Psoriasis, aber auch bei gewissen Nierenerkrankungen (Nephritis? Nephrotisches Syndrom?).
Die Nützlichkeit ergibt sich aus der antiphlogistischen, immunsuppressiven und antitumorösen Wirkung der Pflanze und macht sie geeignet bei hartnäckigen und schmerzhaften Obstruktionen durch Wind und Feuchtigkeit (Wan Bi), bei gewissen hartnäckigen Hauterkrankungen von entsprechendem Muster, bei sehr hartnäckigem Pruritus in diesem Zusammenhang.

 

 

Toxikologie von Tripterygium wilfordii

Complemedis gab vor Jahren ein chinesisches Werk mit folgendem Titel zur Übersetzung: ‚Nebenwirkungen und Toxikologie von chinesischen Heilpflanzen, Prävention und Therapie von Vergiftungen’.

In diesem Werk wird über Lei Gong Teng ausführlich geschrieben:
Das Mittel enthält eine Menge von Inhaltsstoffen, die chemischen Stoffkategorien zugeordnet werden, die punkto Wirkungen und Nebenwirkungen sehr genau unter die Lupe genommen werden müssen (Alkaloide, Sesquiterpene, Diterpene, Anthrachinone).

Das Werk führt weiter an:
Nebenwirkungen:

- Lei Gong Teng besitzt eine starke Toxizität. Eine Überdosis kann zum Tode führen.
- Bei Überdosierung können Vergiftungssymptome innert Stunden auftreten. Organschäden mit Todesfolge sind möglich.
- Vergiftungen können auch verzögert verlaufen und die Organschäden passieren langsam progredient.
- Ebenfalls beobachtet wurden Schäden, die nach intermittierendem Gebrauch progredient auftreten. 
- An akuten Symptomen wurden beobachtet: Nausea, Erbrechen, Abdominalschmerzen, Ikterus, Hepatomegalie, Lebernekrose, gastrointestinale Blutungen, Blutdruckabfall, disseminierte intravasale Gerinnung, Nierenversagen, aplastische Anämie, exsudative Pleuritis, Exantheme.
- Chronische Intoxikationsmuster zeigen sich mit reduziertem Appetit, Völlegefühl, Magenbrennen, Diarrhoe, Palpitationen, thorakale Beklemmungsgefühle, Leukopenie, Thrombozytopenie, Nierenfunktionsstörung
- Die Therapie von Vergiftungen geschieht symptomatisch. Bei Blutungsneigung wird Yunnan Pai Yao eingesetzt.

Auch Bensky führt in seiner Materia medica die obigen Symptome auf, dazu noch:

Ikterus, Dyspnoe, kardiale Arrhytmien unterschiedlicher Art, Lungenödem, neurologische Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Agitation, Benommenheit, Muskelschmerzen, Rigidität der Zunge, Doppeltsehen, verwaschene Sprache, Ausfall des Patellarsehnenreflexes, Schmerzen in der Nierenloge, Oligurie, Hämaturie, Albuminurie, Nierenversagen, Koma, Schock.

Die meisten dieser Symptome treten nicht nur bei akuten Intoxikationsfällen auf, sondern auch bei chronischen, überdies können noch folgende beobachtet werden: Blutungen von Zahnfleisch und Mundschleimhäuten,  Amenorrhoe, gestörte Spermatogenese.

Bensky erwähnt, dass es nur schon durch Honig, der von Tripterygium wilfordii stammt, zu Vergiftungen kommen kann. Zudem träten Symptome bei manchen Personen auf, die die empfohlene Dosis nicht überschritten. Es handle sich dabei um eine persönliche Disposition gewisser Patienten.

Bensky kommentiert weiter:

Tripterygium wilfordii wurde erst kürzlich in die Materia medica aufgenommen, weil es bei zwei besonders schwierig zu behandelnden Problemen Nutzen zeigen kann: Hartnäckige schmerzhafte Blockaden und hartnäckige Hautprobleme. Es braucht aber zumindest 2 Wochen Therapie, um Wirkung zu zeigen. Da es Qi und Xue angreift, wird es in Kombination mit andern Mitteln, wie zum Beispiel Radix Astragali (Huang Qi), Radix Codonopsitis (Daqng Shen), Caulis Spatholobi (Ji Xue Teng). gegeben.

Wegen der kontroversen Beurteilung von Tripterygium wilfordii infolge schlechtem Nutzen/Schadens-Verhältnis empfehlen Bensky und seine Ko-Autoren, dieses Mittel nicht zu gebrauchen. Wenn überhaupt, sollten nur Präparate angewendet werden, bei denen der Gehalt an Triptolid, dem für die Wirkung als hauptverantwortlich angesehenen Inhaltsstoff, bekannt ist.

 

Tripterygium wilfordii – pharmakologisch interessant?

Die Pharmaindustrie sucht immer nach Naturstoffen, die pharmakologisch und dann vor allem wirtschaftlich interessant sein könnten. Dabei stiess sie schon vor Jahrzehnten auf Tripterygium wilfordii. Man fand, dass das Mittel im Labor- und in Tierversuchen gegen gewisse Tumoren wirkt. Allerdings lassen sich diese Resultate nicht einfach auf den Menschen übertragen, denn bei der benötigten Dosis treten auch die oben beschriebenen Nebenwirkungen auf. Die therapeutische Breite ist also gering, möglicherweise zu gering, als dass eine Anwendung beim Menschen für diese Zustände möglich ist. Experimentiert wird nun mit modifizierten Molekülen von Triptolid aus Tripterygium wilfordii.

Eine gewisse Zeit hoffte man, aus der Pflanze die Pille für den Mann zu machen zu können, denn man hatte beobachtet, dass Männer vorübergehend unfruchtbar wurden, wenn sie Tripterygium wilfordii-Präparate bekamen. Es kamen dann aber Studienresultate zum Vorschein, die zu zeigen schienen, dass die Unfruchtbarkeit nicht reversibel, sondern anhaltend waren, womit es wieder ziemlich still um diese Indikation wurde.

Durchbruch in der Rheumatherapie mit Tripterygium wilfordii?

Googelt man Tripterygium wilfordii, so erscheinen eine Menge Links. Viele berufen sich auf eine Studie von Dr. med. R. Goldbach-Mansky et al.. Die Studie näher unter die Lupe zu nehmen, drängt sich somit auf:
In dieser im August 2009 veröffentlichten Studie wurden 121 Patienten mit rheumatoider Arthritis (früher chronische Polyarthritis oder noch früher pcP primär chronische Polyarthritis genannt) einbezogen, denen entweder Sulfasalazin (SS) oder Tripterygium wilfordii (Tw) gegeben wurde. Sulfasalazin (mit anderem Namen Salazosulfapyridin) ist ein Mittel, das heute hauptsächlich gegen die Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn eingesetzt wird. Als Basistherapeutikum gegen RA ist es heute hierzulande eher selten gebraucht. In der Schweiz ist dieses Mittel unter dem Markennamen Salazopyrin bekannt. Nach 24 Wochen wurde untersucht, welches Mittel besser abschnitt. Die Patienten durften daneben noch Steroide (Cortison) und NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika wie Voltaren, Brufen, Ponstan etc.) einnehmen. Nur 62 Patienten beendeten die Studie, nämlich 61% derjenigen mit Tw und 41% mit SS. Somit wurden weniger als 40 Patienten mit Tw behandelt. Die Studie fand, dass Tw in der Wirkung dem SS signifikant überlegen war. Aber was heisst das schon? Keineswegs darf man annehmen, dass auch nur ein einziger Patient geheilt wurde. Ebenso wenig kann man annehmen, dass ein wesentlicher Teil der ohnehin wenigen Patienten auch nur annähernd schmerzfrei wurde. Im besten Fall trat also eine deutliche Besserung der Beschwerden auf.

Schaut man sich die Nebenwirkungen an, die in dieser Studie vorkommen, so findet man Folgendes: 
Von den zu Beginn der Studie 60 Patienten, die Tw einnahmen, klagten 34% über Nebenwirkungen, die Tw zugeordnet wurden. Bei 3% der Patienten waren diese ernsthafter Art. In der Gruppe der weniger ernsthaften Nebenwirkungen klagten 11% über Bauchschmerzen, 13% über Nausea, 15% über Durchfall, um nur gerade die häufigsten Symptome zu nennen. 
Bei den Nebenwirkungen, die zum Abbruch der Therapie führten, traten auf: Gastrointestinale Probleme bei 6 Patienten, Thrombozytopenie bei einem Patienten. Die Studie produzierte bei drei Patienten mit Tw Nebenwirkungen, die als ernst eingestuft wurden, nämlich bei einem Patienten eine tiefe Venenthrombose, bei einem weiteren eine Cholezystitis, die zur Cholezystektomie führte. Warum beim dritten Patient, der eine Femurfraktur erlitt, diese der Tw-Therapie zugeschrieben wurde, leuchtet meinem bescheidenen Verstand nicht ein. 
Genügt der magere Erfolg in der Entzündungs- und Schmerzbekämpfung bei Rheumatoider Arthritis, Tw in so vielen Beiträgen zu loben? Und dies in Anbetracht der doch zum Teil beträchtlichen Nebenwirkungen an einem nicht geringen Teil der Patienten? 
Nach Durchsicht sämtlicher Akten kommt man zum Schluss, dass da im Zeitalter des Internets ein Medienhype entstand, der eine Studie zugrunde liegt, die vielleicht sorgfältig gemacht ist, aber wegen der geringen Anzahl der behandelten Patienten sicher nicht als repräsentativ angesehen werden kann und auch nicht a priori die Empfehlung suggeriert, Tripterygium wilfordii nun als Wundermittel zu propagieren.

Im Kontakt mit den für die Studie Verantwortlichen stösst man auf die Firma Phytomedics, die mit Geld von international tätigen Firmen arbeitet, unter anderem auch demjenigen von Nestlé. Die Firma versucht aus interessanten Pflanzen lukrative Medikamente zu produzieren. Bei Phytomedics erfährt man, dass ein neues Medikament aus Tripterygium wilfordii geschaffen werden soll. Man habe ein besonderes Extraktionsverfahren entwickelt, das die toxischen Anteile der Pflanze minimiere. Man gibt aber zu, dass die als wirksam erachteten Inhaltsstoffe Triptolid und Tripdiolid auch selbst ein gewisses Toxizitätspotenzial beinhalten. Die Angaben der Verantwortlichen sind aus begreiflichen Gründen vage.

Inwieweit das Spezialextrakt aus Tripterygium wilfordii von Phytomedics tatsächlich weniger toxisch ist als ein Absud, wie man ihn gemäss den Regeln der TCM macht, bleibe in Frage gestellt. 


Rechnet man die Zahlen der Studie hoch und vergleicht sie mit den Patienten, die in der Schweiz TCM einnehmen, kann man Folgendes sagen:

In der Schweiz wurden in den letzten 10 Jahren jährlich rund 100'000 Rezepte erstellt, die TCM-Mittel enthielten, insgesamt also rund eine Million Rezepte.

Schwerere Zwischenfälle lassen sich fast an einer Hand abzählen.

Tripterygium wilfordii verursachte in der Studie bei 3% der Patienten schwere Nebenwirkungen.

Hätten wir bei der einen Million Patienten, die in den letzten 10 Jahren ein TCM-Rezept einnahmen, die gleiche Rate von schweren Nebenwirkungen, so wären diese also bei 15'000 Personen aufgetreten!

TCM wäre in der Schweiz so längstens schon verboten worden.

Der Höhenflug in den Medien ist nachverfolgbar: Fast dutzendweise wiederholen sich Online- und Print-Gesundheitsratgeber im Zitieren der Studie. Wahrscheinlich haben die Hersteller des neuen Medikamentes oder deren Geldgeber (Nestlé etc.) gute Kanäle zur Verbreitung von Nachrichten, die in ihrem Interesse stehen.